Dienstag, 14. Februar 2012

Schwulenhetze fällt nicht unter Redefreiheit!

In einer richtungweisenden Entscheidung des EGMR vom 9.2.2012 befindet der Menschenrechtsgerichtshof, dass Hetze gegen LesBiSchwulTrans nicht als freie Meinungsäußerung zählt.



Vier Schweden hatten sich an den Menschenrechtsgerichtshof gewandt, weil sie in ihrem Land wegen Verbreitung von Hassschriften verurteilt wurden. Sie wurden vom Schwedischen Gericht verurteilt, weil sie auf Flugblätter Homosexuelle verunglimpft hatten. Auf den Flyern wurden Homosexualität als "abartige sexuelle Neigung" bezeichnet und diese auch eine "moralisch zerstörerische Wirkung auf die Substanz der Gesellschaft" habe. Homosexuelle wären zudem auch für die Entwicklung von HIV und AIDS verantwortlich und die "Homosexuellen-Lobby" versuche, Pädophilie zu verharmlosen.

Die Kläger beriefen sich auf den Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), der die freie Meinungsfreiheit sichere. Das Gericht sah dies jedoch nicht als Meinungsfreiheit, wenn Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verunglimpft würden. Der Gerichtshof bekräftigte, dass Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung genauso schwer wiegen wie Diskriminierung aufgrund von Rasse, Herkunft oder Hautfarbe.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Den Parteien steht es nun frei nach Art. 43 und 44 EMRK innerhalb von drei Monaten, eine Überweisung an die Große Kammer zu beantragen.

Nach dem Urteil steht zudem fest, dass sich auch christliche Institutionen künftig an die Menschenrechte halten müssen, da sie sonst empfindlich gegen geltendes Recht verstoßen.

Urteil: Vejdeland and others v. Sweden

http://cmiskp.echr.coe.int/tkp197/view.asp?action=html&documentId=900340&portal=hbkm&source=externalbydocnumber&table=F69A27FD8FB86142BF01C1166DEA398649

EGMR

http://www.echr.coe.int/ECHR/homepage_en

Pride-Out News

Sonntag, 12. Februar 2012

The Voice ist verstummt!

Whitney Houston, mit 48 Jahren verabschiedet sich die grösste Stimmen von dieser Welt.



Die Sängerin, Schauspielerin und Jurorin war in den letzten Jahren immer weiter abgestürzt und nun haben sie die Folgen Ihrer Drogensucht vermutlich eingeholt. Whitney Houstons Leben war ein spannender Roman, der mit der skandalösen Ehe mit Soul-Sänger Bobby Brown eines der düsteren Kapitel schrieb. Der gesamte Stoff um Whitneys Leben wird wohl einen bald Vorlage für eine erfolgversprechenden Kinofilm sein.
In den 80gern und 90gern schaffte es die Soul-Queen stets einen Ohrwurm in die Charts zu bringen. Whitney brachte es sogar ins Buch der Rekorde als häufigsten ausgezeichnete weibliche Künstlerin.
Mit über 170 Millionen verkauften Tonträgern 200 Gold-, Platin-, Silber-, und Diamantschallplatten, brachte es Whitney zu dem, was nur wenige Künstler schafften. Egal, ob die Vorlage dafür ein Gospel, Country-Love-Song oder eine Blues-Ballade war, stehts machte sie einen Hit daraus.
Die volumenstarke Stirme war eines der Markenzeichen, die sie zur grössten Sängerin aller Zeiten gemacht hat. Whitney wurde in Ihrer Karriere mit 6 Grammys ausgezeichnet.

Ihre Schauspielkarriere begann mit Bodyguard (The Bodyguard) und folgte dann mit Filmen wie: Warten auf Mr. Right, Rendezvous mit einem Engel und Cinderella.

Mit zahlreichen Hits hat sie die Charts gestürmt und schaffte es in mehreren Ländern Wochenlang auf Nummer Eins.

How Will I Know

 

In einem Hotel in Los Angeles ist die Pop-Diva gestern gestorben. Nach Angaben der Polizei ist Whitney vermutlich im Bad ertrunken. Neben der Wanne sollen Tabletten gestanden sein, weshalb auch eher ein Drogenmissbrauch im Mittelpunkt der Ermittlung stehen.

Samstag, 4. Februar 2012

Diagnose: Borderline Persönlichkeitsstörung

Diagnostische Kriterien der emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen vom Borderline-Typus



Mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen, um die Diagnose der Borderline-Störung zu stellen:

* deutliche Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln
* deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden
* Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens
* Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden.
* unbeständige und unberechenbare Stimmung

Zusätzlich müssen mindestens zwei der folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen vorliegen:

* Störungen und Unsicherheiten bezüglich Selbstbild, Zielen und "inneren Präferenzen" (einschließlich sexueller)
* Neigung, sich in intensive aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen
* übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
* wiederholte Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
* anhaltendes Gefühl von Leere

Quelle: http://www.michael-balint-klinik.de/index.php?pid=2&cid=1

Du musst mich hassen, um mich zu lieben!

So oder ähnlich könnte eine Partneranzeige von Borderline-Betroffenen lauten. Borderline wurde grundlegend durch eine spezielle Form eines Verhalten bekannt, dem Ritzen. Die Betroffenen fügen sich Schnitt- oder Brandwunden zu, um so ihre „Wertlosigkeit“ offen zur Schau zu stellen.
Dieser Typ entspricht dem autoaggressiven (Opfer; auf sich selbst gerichtete) Borderliner. Die besonderen Verhalten (Ritzen, Schneiden, Brennen, Anorexa nervosa, Bulimia nervosa, Spielsucht, Alkoholismus, Medikamenten- und Drogenmissbrauch, Promiskuität, Prostitution, Selbstzerstörende Vorprophezeiungen, Suizidandrohungen und schließlich Suizidversuche) die alle der Erniedrigung des eigenen Selbstwertes dienen.
Dem gegenüber der umweltaggressive (Täter; auf andere gerichtete) Borderliner, dessen Verhalten (Narzisstische Selbstüberschätzung, sadistische verbale und körperliche Verletzungen, Mobbing, Suiziderpressung, Intrigen, Rachsucht, Stalker, kriminelle Handlungen, Kannibalismus und zuletzt sogar Mord) den Hass auf das Ungeliebt sein richtet.
Beide sind in ihrem Handeln geleitet, auf das Motiv „nicht geliebt zu sein“ aufmerksam zu machen und diese Bestätigung von der Umwelt einzuholen. Bei Borderline-Störungen handeltet es sich um Grenzpsychosen, deren Anzeichen nicht unweigerlich sofort auf die Erkrankung hinweisen und fälschlicherweise meist anfänglich als Depression oder Schizophrenie diagnostiziert werden.

Der Begriff der Borderline-Störungen wird in Büchern oft nur am Rande erwähnt, handelt es sich dabei jedoch um eine inzwischen eigenständig anerkannte Erkrankungsform. Bei Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) unterscheiden wir zwischen dem bekannten Borderline-Syndrom und den Borderline-Störungen. Hierzu gibt es umfassende Informationen in Literaturen und Internet. Borderline-Betroffene entwickeln oft aus mehreren aufeinaderfolgenden negativen Ereignissen (die sie als existenzielle Bedrohung sehen) destruktive oder antisoziale Verhaltensweisen. Der Jobwechsel, das Verlassen der/des Freundin/Freundes, Umzug in einen neue Wohnung oder gar nur eine Prüfung lösen einen psychotische oder oft auch schizophrenieähnliche Symptomatik aus.

Borderline-Betroffene haben grundsätzlich nicht das Gefühl, sie seien krank. Sie sind auf den ersten Blick sozial gut integriert und „funktionieren“ nach außen gut, sind innerlich aber „löchrig wie ein Schweizer Käse“. Viele Betroffene haben das Gefühl sie seien „anders“ (mit ihnen stimme etwas nicht) und fühlen sich nicht dazugehörig oder deplaziert. Dies zeigt öfters auch die Unsicherheit in ihrer sexuellen Orientierung und einige machen ihre Erfahrungen sowohl in homosexuellen wie auch heterosexuellen Beziehungen. Sie fragen sich, ob sie vielleicht „simulieren“, wenn sie sich hin und wieder so schlecht fühlen und glauben, das Leben keine Sekunde länger aushalten zu können.

Borderline-Betroffenen leiden meist unter einer fehlenden „Ich“-Identität, er weiß nicht wie oder wer er eigentlich ist. In ihrem Selbstbild sind sie böse und sündig, zwischenzeitlich können sie aber auch das Gefühl haben gar nicht zu existieren. Ihre Verhalten kann schlagartig vom wohltätig Unterstützenden zum grausam Bestrafenden erlebt werden (Wechsel von Opfer zum Täter).



Borderline-Betroffene haben das chronische Gefühl von Leere und Langeweile. Das Alleinsein ist eine so unerträgliche Leere, dass es keine Ablenkung mehr gibt und die Betroffenen gewohnte selbstzerstörende Mechanismen herholen und Verhaltensweisen bis hin zum Suizid(versuch) praktizieren, um das „Nichts“ zu fühlen.
Sie bemühen sich verzweifelt, tatsächliches und erwartetes Verlassenwerden zu vermeiden. Die Wahrnehmung einer drohenden Trennung oder Verlust kann in einem Affekt zur Wut führen, die den Betroffenen bewegt, die Trennung aus Verzweiflung selbst herbeizuführen um so die Kontrolle über die Situation zu haben. Andererseits gibt es auch das gegenteilige Verhalten, dass sich der Betroffene nicht vom Partner lösen kann, obwohl die Beziehung längst keine Zukunft mehr hat. Diese Handlungen beeinflusst oder bestärkt auch ihr Selbstbild „Ich bin es nicht Wert geliebt zu werden“.
Betroffene nehmen Drogen oder versuchen ihre Gefühle mit Alkohol zu betäuben. Alle Verhaltensweisen bringen sie an den Rand der körperlichen und seelischen Belastung. Ein Betroffener schreibt, dass er immer wieder Kontakt zu Personen herstellt, die ihm eigentlich schaden.
In nicht professionell unterstützen Gruppen kann es zu massiven Problemen durch einen oder mehrere Borderline-Betroffene kommen, deren Zielsetzung sich auch gegen den Weiterbestand der Gruppe richten kann. Durch intelligente Intrigen ist es ihnen möglich die Gruppe in zwei Fronten zu spalten und somit eine zielführende Arbeit unmöglich machen. Dieses Phänomen kann man auch zwischen zwei oder mehreren Gruppen beobachten, die sich gegenseitig am Weiterkommen hindern und selbst den dadurch entstehenden Schaden am eigenen Weiterkommen in Kauf nehmen.
Für Therapeuten eine unliebsame Erscheinung ist das Spiel „Wie verarsche ich meinen Therapeuten“, wodurch die Betroffenen zeigen wollen, dass „sie“ alles unter Kontrolle haben.

Borderline-Betroffene kennen abrupte, extreme Gefühlsänderungen. Für Außenstehende wirkt dieses Verhalten oft gestellt und wird nicht wirklich ernst genommen. Vielen von ihnen wird vorgeworfen, sich kindisch zu benehmen. Schnelle Stimmungswechsel erleben Erwachsene eher selten, bei einem Kind hingegen wundert sich keiner, wenn es nach einem Wutanfall wieder freundlich lächelt. Ein kritischer Blick kann „schwere Verletzungen“ auslösen; ein nettes Wort hingegen wie „Balsam“ sein.
Im Umgang mit Wut unterscheiden sich die Geschlechter meist dadurch, dass Frauen diese eher gegen sich selbst richten und Männer häufig ihre Wut gewalttätig gegen die Umwelt richten. So mancher Mann ist somit eher in Gefängnissen zu finden als in Kliniken.
Interessanterweise erbringen sie dennoch Höchstleistungen am Arbeitsplatz. Oft ist es aber auch ihre einzige Quelle aus der sie Selbstwert schöpfen und dadurch gehen sie oft in ihrer Arbeit auf. Ein Verlust des Jobs oder dessen Gefährdung kann für sie eine lebensbedrohliche Situation hervorrufen.

Die Therapie besteht darin, die Leidenszustände zu erörtern und zu verstehen um somit eine Lösung zur effektiveren, weniger schädlichen Bewältigung des Lebens zu erarbeiten. Weiters auch das schrittweise Erlernen von angemessenem Sozialverhalten als Ersatz für gestörtes Verhalten.
Als besonders hilfreich bei dem Umgang mit Borderline-Betroffenen hat sich die Trialogarbeit, bestehend aus Therapeut, Coach und Selbsthilfegruppe erwiesen. Dieses Arbeitsmodell sollte von Support (Unterstützung), Emphathy (Mitgefühl) und Truth (Wahrheit) geprägt sein.
Die Therapie findet weitgehend auf der Beziehungsebene statt, da bei Borderline-Betroffenen der Zugang über die kognitive Ebene lediglich 6 % beträgt und somit in der Therapie auch Fehler vorauszusehen sind.

Borderline-Betroffene sollten in einem Satz ihre Thematik erklären, dabei entstanden eine bunte Facette von Eindrücken:

Borderline ...

... ist den ganzen Farbkasten des Lebens in seiner Intensität gleichzeitig zu leben - von Tiefschwarz bis Grellpink - lieben, leiden in einem Augenblick, ohne dass auch nur eine kleine Nuance des „kreativen Chaos“ verloren geht;
... bedeutet für mich, das ich mich nie auf mich verlassen kann;
... bedeutet für mich, dass ich die, die ich liebe, verletzen muss;
... ist ein Leben ohne Wurzeln;
... bedeutet ein Kind im Körper eines Erwachsenen zu sein, dass verzweifelt nach seiner Mutter sucht;
... ist eine Reise in einem rasanten Zug, dessen Notbremse defekt ist;
... bedeutet für mich ein irrsinniges Gefühlschaos zwischen Liebe und Hass, Idealisierung und Abwertung, in einer schwarz-weißen Welt ohne Grenzen zu leben.

Die Ursachen für Borderline-Störungen sind genau so vielfältig wie ihre Symptomatik und reichen von doppelten Botschaften, Kriegs- und Kindheitstraumen, Vernachlässigung, Diskriminierung, Verlustserlebnisse bis hin zum seelischem, körperlichem und sexuellem Missbrauch.

Bücher:

# Borderline: Das Selbsthilfebuch - Andreas Knuf, Christiane Tilly - ISBN 3-88414-374-3

# Schluss mit dem Eiertanz - Ein Ratgeber für Angehörige von Menschen mit Borderline - Paul T. Mason, Randi Kreger - ISBN 3-88414-337-9

# Weg aus dem Chaos "Das Hans-mein-Igel Syndrom" oder die Borderline-Störung verstehen - Heinz Peter Röhr - ISBN 3-530310-1

# Wenn Hass und Liebe sich umarmen - Joachim Gneist - ISBN 3-492-23890-4

Internet:

http://www.borderlinetrialog.de Peerkonzept für Menschen mit Borderline-PS
http://www.borderline-stoerungen.de Hardtwaldklinik II, Bad Zwesten/Hessen
http://www.borderline-community.de Internetgemeinschaft zur Borderline-PS
http://www.borderline.at Informationspool Dr. Carina Brey
http://www.psychiatrie-wels.at Psychiatrische Klinik Wels
http://www.michael-balint-klinik.de Michael-Balint-Klinik Königsfeld
http://www.borderlinekunst.de Kunstplattform für Borderliner - Informationen für Angehörige
http://www.wer-weiss-was.de wer-weiss-was ist ein kostenloses Netzwerk zum gegenseitigen Austausch von Know-how

* Double-Bind

Beispiele für doppelten Botschaften (Double-Bind) aus der Weiterbildung für Lehrer: Der Lehrer sieht wie sich zwei unterschiedlich alte Jungs prügeln. Sofort greift er ein und ohrfeigt den Älteren mit der Anmerkung „Man schlägt niemanden der kleiner ist“.
Die Botschaft enthält zwar im Sinn die Wahrheit, doch die Handlung widerspricht der Wahrheit und ist somit unbrauchbar.

Tests zur Erörterung der Familienkommunikation: (Hierbei geht es um die Feststellung der fördernden oder beschuldigenden Familie)

Ein Kind lässt sein Glas fallen und es zerbricht am Boden. In einer kommunikationsgestörten Familie könnte dies zu einer halbstündigen Predigt oder gar zu einer Prügelstrafe führen, während die fördernde Familie sich sofort nach dem Gesundheitszustand des Kindes erkundigt. „Michael, du hast dein Glas zerbrochen, hast du dich geschnitten? Wenn du willst bringe ich dir ein Pflaster.“ Anschließend würde Michael den Besen holen und das zerbrochen Glas wegräumen. Wenn das Missgeschick auf ein ungeschicktes Halten des Glases zurückzuführen ist, kann auch noch folgendes hinzugefügt werden „Ich glaube das Glas ist hinuntergefallen, weil du es nicht mit beiden Händen angefasst hast.“ So würde das Geschehene als Gelegenheit zum Lernen benutzt werden, dass das Selbstwertgefühl des Kindes fördert.

Autor:
Wolfmeyer Jogy Thomas,
Initiator der Arbeitsgruppe Borderline in Vorarlberg
Begleiter von Boderline-Betroffenen in der Therapie
Experte bei wer-weiss-was Bereich Borderline

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